Was ist das Mindestzugriffsrechteprinzip?

Mit dem Mindestzugriffsrechteprinzip (Principle of least Privilege, PoLP) ist ein Cybersicherheitsprinzip, bei dem Mitarbeitende nur genau so viel Netzwerkzugriffsberechtigungen auf Daten und Systeme erhalten, wie für ihre Arbeit notwendig sind.

Warum ist das Mindestzugriffsrechteprinzip so wichtig?

Das Prinzip ist deshalb so bedeutend, weil es verhindert, dass Mitarbeitende unnötige Berechtigungen erhalten, wodurch sich die Angriffsfläche der Organisation für Cyberattacken vergrößert. Falls ein Einbruch in die Systeme erfolgt ist, können sich die Angreifer leichter horizontal im Netzwerk ausbreiten.

Hier sind einige Vorteile des Mindestzugriffsrechteprinzips:

Kleinere Angriffsfläche

Mit der Beschränkung der Benutzerprivilegien werden mögliche Angriffsvektoren beseitigt, über die Kriminelle sonst versuchen können, in IT-Systeme einzubrechen und Daten zu stehlen.

Verhinderung der horizontalen Ausbreitung von Angreifern

Wurden Zugangsdaten kompromittiert, verhindert das Mindestzugriffsrechteprinzip, dass sich Angreifer horizontal im Netzwerk ausbreiten können. Die Angreifer sind auf die Bereiche beschränkt, zu denen der gehackte Benutzer Zugang hat. So wird die Gefahr der Verbreitung von Schadsoftware, der Erbeutung von Daten oder von beidem verringert.

Interne Risiken minimieren

Mit der Begrenzung von Zugriffsberechtigungen werden auch organisationsinterne Risiken verringert, die durch böswillige Aktionen, Fehler oder Fahrlässigkeit von Mitarbeitenden entstehen. Wenn zum Beispiel nur Systemadministratoren neue Anwendungen installieren dürfen, dann können Endbenutzer weder absichtlich noch fahrlässigerweise Schadsoftware installieren.

Standardkonformität steigern

Das Mindestzugriffsrechteprinzip ist essenziell für die Beschränkung des Zugangs von Benutzern auf Daten, die bestimmten gesetzlichen oder regulatorischen Vorschriften einer Branche unterliegen. Beispiele für solche Vorschriften wären das Health Insurance Portability and Accountability Act (HIPAA) der USA oder die DSGVO in der EU.

Worin unterscheiden sich Zero-Trust und Mindestzugriffsrechteprinzip?

Das Mindestzugriffsrechteprinzip und Zero-Trust sind unterschiedliche Cybersicherheitskonzepte, die aber eng miteinander verwandt sind. Zero-Trust ist ein Cybersicherheitsmodell mit drei Kernkomponenten. Das Mindestzugriffsrechteprinzip ist eines davon.

  1. Datenpanne annehmen Zero-Trust nimmt an, dass jeder Benutzer und jedes Gerät potenziell kompromittiert ist. Statt allen Benutzern/Geräten innerhalb des Netzwerkperimeters implizit zu vertrauen, wird beim Zero-Trust-Konzept nichts und niemandem vertraut.

  2. Explizite Bestätigung Während sich ältere Sicherheitsmodelle wie das Modell "Castle & Moat" (Burg und Burggraben) auf den Aufenthaltsort von Benutzern konzentrierten (innerhalb oder außerhalb des Netzwerkperimeters), fokussiert sich Zero-Trust auf deren Identitäten. Alle Benutzer und Geräte müssen beweisen, dass sie sind, wer sie vorgeben zu sein, bevor ihnen der Netzwerkzugriff gewährt wird.

  3. Nur die nötigsten Zugriffsrechte sollten gewährt werden. Nach der Anmeldung im Netzwerk sollten Benutzer nur die minimal nötigen Netzwerkberechtigungen erhalten, die für die Ausführung ihre Tätigkeiten absolut erforderlich sind.

Fazit: Es ist möglich, das Mindestzugriffsrechteprinzip ohne Zero-Trust umzusetzen, aber umgekehrt ist das nicht möglich.

Die Implementierung des Mindestzugriffsrechteprinzips in Ihrer Organisation

Nachfolgend finden Sie einige Tipps für die erfolgreiche Einrichtung des Mindestzugriffsrechteprinzips in Ihrer Organisation.

  1. Nutzen Sie Identitäts- und Zugriffsverwaltungslösungen (Identity and Access Management, IAM)

    Die Identitäts- und Zugriffsverwaltung (Identity and Access Management, IAM) ist ein Überbegriff für Richtlinien und Verfahren, die gewährleisten, dass nur autorisierte Benutzer Zugriff ausschließlich auf die Netzwerkressourcen bekommen, die sie für ihre Tätigkeiten benötigen. Das Mindestzugriffsrechteprinzip ist ein Teil von IAM. IAM-Lösungen unterstützen Systemadministratoren mit automatisierten Verfahren und zentralen Übersichten beim Anlegen von Benutzeridentitäten und bei der Zugriffssteuerung auf Unternehmensressourcen, insbesondere sensible Unternehmenssysteme und -daten.

  2. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nutzen

    Aktivieren Sie Mehr-Faktor-Authentifizierung (MFA) als zusätzliche Sicherheitsebene zur Vermeidung von Datendiebstählen aufgrund von kompromittierten Zugangsdaten. Mit MFA müssen Benutzer zwei oder mehr Verifizierungsmerkmale angeben, bevor sie Zugriff auf das Netzwerk bekommen. Ein sehr bekanntes Beispiel für MFA-Systeme sind Geldautomaten, bei denen Kunden eine Bankkarte einführen und eine PIN eingeben müssen.

    So ist gewährleistet, dass Angreifer selbst mit einem erbeuteten, funktionierenden Passwort nicht einfach ins System kommen, denn sie benötigen noch ein weiteres Verifizierungsmerkmal.

  3. Regelmäßige Überprüfung von Netzwerkprivilegien

    Netzwerkprivilegien sollten regelmäßig überprüft werden, um die unkontrollierte Berechtigungsverbreitung zu unterbinden. Bei den Überprüfungen sollten Sie auch sicherstellen, dass Benutzer immer alle benötigten Berechtigungen für ihre Tätigkeiten haben.

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